Felicitas

24.04.2022  |  Humans by Calumed

Ich hatte keine Vorstellung von meinem zukünftigen Leben. Ich war umtriebig und lebenshungrig. Ich wollte die Welt sehen, Menschen begegnen und das Leben spüren. Das Schrecklichste war in meinen Augen das Leben zu verpassen. – Auch von mir selbst hatte ich kein genaues Bild, empfand mich eher als facettenreich, kam mir selbst immer wieder widersprüchlich vor. Wenn ich an die Zukunft dachte, dann eher voll Pessimismus. Ich wuchs in West-Berlin auf, das damals enorme Freiräume bot, aber auch hart sein konnte. Es war die Zeit von ‚No future‘, die hier sehr intensiv gelebt wurde. Mein Lebensgefühl war von dem Bewusstsein geprägt, es kann jeder Zeit vorbei sein.

Ich schrieb mich für Philosophie und Sozialwissenschaften an der FU ein, fühlte mich aber im universitären Betrieb verloren, war schüchtern und dümpelte vor mich hin. Nein, sagte es in mir, ich will frei sein, und so buchte ich ein Ticket nach Südostasien. Aus dem angedachten einem Jahr sollten fünf Weltreisejahre werden. In Thailand angekommen, entdeckte ich bald eine einsame Insel. Dort fühlte ich mich märchenhaft wohl. Es war, als wäre ich in (m)einem Traum erwacht. Frieden durchflutete mich und heilte viele Wunden. Von diesem Schatz zehre ich bis heute. 

In dieser Zeit lernte ich auch die buddhistische Philosophie kennen und schätzen, Meditation half mir meine Mitte zu finden und die Begegnung mit den verschiedenen spirituellen Lehren dieser Welt faszinierten mich sehr. Wieder daheim angekommen, wurde ich schließlich Heilpraktikerin und arbeite bis heute in eigener Praxis. Auf Dauer damit ein Auskommen zu haben, ist gerade in Berlin beschwerlich, so bin ich obendrein Bibliothekarin. Das ist heute mein Standbein, die Arbeit als Heilpraktikerin mein Spielbein. 

Die Reise durch das Leben war und ist auch immer eine Reise zu mir selbst. Meine Neugier, mein Interesse am Leben haben mich immer wieder beflügelt und vorangebracht. Wir Menschen vereinigen gute und schlechte Eigenschaften in uns. Ich hoffe, dass öfter die Guten überwiegen. Wenn die Menschen, denen ich begegne, Nähe zulassen und sich zeigen, dann staune ich immer wieder darüber, wie sehr sie mich berühren und welches Wunder sie sind.

Mensch werden. Mensch bleiben.