Sigrun

10.10.2021  |  Humans by Calumed

Ich bin inmitten von Wiesen, Wäldern und Pferden aufgewachsen. Ich las viel und bin dabei in andere Welten und Lebensweisen eingetaucht. Durch die Beschäftigung mit Camus, Sartre und dem Existentialismus stellte ich mir die Fragen: Will ich leben? Wozu will ich leben? Und ich kam zu dem Schluss ‚Ja, ich will leben' und mich in den Dienst der Welt stellen, sie zu einem besseren Ort machen.

Meine Berufswünsche gingen in die unterschiedlichsten Richtungen, von Nonne, geprägt durch einen Aufenthalt in Taizé, bis Entwicklungshelferin. Nach dem Abi und einem halben Jahr in Thailand fasste ich den Entschluss und studierte Ethnologie und Erziehungswissenschaften, um später in die ‚Entwicklungshilfe' zu gehen.
Im Laufe des Studiums und besonders durch mein Forschungsjahr an der Uni Dar-es-Salaam, Tanzania, kam ich aber zu dem Schluss, dass ich keine Fertigkeiten besäße, die nicht bei den Menschen dort vor Ort womöglich besser vorzufinden wären. Ich wollte lieber in meinem direkten Umfeld wirken.

In der Folge arbeitete ich in Deutschland mit ausländischen Menschen und unterstützte sie dabei ihren Platz in der hiesigen Gesellschaft zu finden. Durch einen familiären Schicksalsschlag nahm mein Leben eine große Wende und ich landete dort, wo ich es nicht vermutet hätte. Ich gab meine Arbeit auf, machte meine Aus -und Fortbildung zur Pferdewirtin und- trainerin sowie zur Reitpädagogin und übernahm den ökologisch geführten Pferdehof meiner Eltern. Von nun an sollte ich mehr nach innen reisen und die Welt, besonders junge Menschen, zu mir einladen.

Jetzt darf ich als ‚Entwicklungshelferin' wirken‚ indem ich versuche, die uns umgebende Natur, die Pferde und die Menschen, mich inbegriffen, zu erkennen und in ihrer Heilung und ihrer Entfaltung zu unterstützen. Ich habe meinen Frieden mit diesen Wendungen des Lebens gemacht, besser ihn darin gefunden und bin meistens sehr dankbar für mein Leben, so wie es ist. Getragen haben mich bei allem immer der Austausch mit unterstützenden Menschen, die Verbindung zur Natur, der Zugang zu meinem inneren Wissen und meine Neugier.

Ein Mensch fasziniert mich besonders dann, wenn das äußere Erscheinen und Wirken innerlich mit Wahrhaftigkeit gefüllt ist, wenn er/sie sich als Teil der ganzen Schöpfung versteht und dafür Verantwortung trägt, wenn er/sie die eigenen Fähigkeiten entdeckt und zum Wohle aller in die Welt bringt und er/sie aus der Liebe heraus lebt.

Mensch werden. Mensch bleiben.